Die Karpaten – jene Bergkette, die sich von Tschechien über die Slowakei, Ungarn, Polen, die Ukraine und Rumänien bis hin nach Serbien erstreckt – sind noch einmal wissenschaftlicher Schwerpunkt der "Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas". Wie auch das vorangegangene Heft hinterfragen die Beiträge die Karpaten-Narrative nach ihrer Funktion in ethnischen, nationalen und imperialen Identifikationsprozessen, beginnend im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Betrachtet werden beispielhaft Begegnungen von Karpatenreisenden mit den Bewohnern der Region und ihre Rolle als Tourismuspioniere. Dem gängigen Narrativ der Berge als Geburtsort der rumänischen Seele wird rumänische Prosa der Zwischenkriegszeit als alternativer Karpaten-Diskurs gegenübergestellt. Und inwieweit etwa die Karpato-Ukraine als koloniales Konstrukt in der Tschechoslowakei gelten kann untersucht ein weiterer Beitrag.

In der aktuellen dramatischen Situation, in der sich mit Osteuropa der gesamte Westen befindet, wird der analytische Blick zurück und der interdisziplinäre Versuch kulturelle und nationale Identitäten zu verstehen umso bedeutsamer. Die Zeitschrift Spiegelungen versucht dazu ihren Beitrag zu leisten.