»Der Führer scheint das Geheimrezept zu sein, das irgendwie immer passt, um die Visionen und Ängste einer postrevolutionären, säkularisierten Gesellschaft zu formulieren.« Martina Süess beleuchtet in erhellenden Analysen literarischer und sozialwissenschaftlicher Texte aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, aus welchem politischen Milieu die moderne Führerfigur hervorgeht und mit welchen literarischen Mitteln sie vorgestellt wird. Dabei zeigt sich, dass der charismatische Führer mehr ist als die Universallösung für politische Ungewissheiten in einem neu geordneten Europa: Er ist jene zentrale Denkfigur, mit der das Paradox politischer Legitimität in der Moderne sowohl verhandelt als auch verschleiert wird.