Auf dem Werk August Wilhelm Schlegels lastete schon früh der Verdacht des Eklektizismus und Unabgeschlossenen: Schlegel, so Josef Körner, sei ein „Casanova des Geistes“, der disparate Projekte begonnen, aber nicht konsequent zu Ende geführt habe. Der innere Zusammenhang von Schlegels monumentalem Œuvre lässt sich jedoch aufweisen, wenn man es als Integral einer universell angelegten Philologie versteht.

Diese umfasst die ganze Bandbreite des vom menschlichen Geist Produzierten; ihre Praktiken reichen von der mikrologischen phonetischen Analyse bis zur enzyklopädisch angelegten Darstellung ganzer Kulturen. Ästhetik, Sprachtheorie, Enzyklopädik, Literaturgeschichte, Übersetzung und Dichtung stehen in enger Wechselwirkung mit Sprache und somit auch dem philologischen Denken. Schlegels Dichtung und Übersetzungspraxis tragen die Signatur des romantischen Programms der Repoetisierung der Sprache und der (Wieder-)Entdeckung romanischer Literaturen.