Rechtskräftige Fehlentscheidungen sind ein tief reichendes Unrecht und werden in Deutschland immer noch getroffen. Die letzten empirischen deutschen Untersuchungen dazu fanden in den 50er- bis 70er-Jahren statt. Die vorliegende Arbeit ist eine aktuelle Untersuchung von Fehlentscheidungen in Strafprozessen im Hinblick auf Häufigkeit und Risikofaktoren, um Möglichkeiten zur Vermeidung zu entwickeln. Es wurden drei methodische Ansätze gewählt: Zunächst wurden die empirischen Erkenntnisse aus den 50er- bis 70er-Jahren im Sinne einer Meta-Analyse systematisch analysiert, interpretiert und zusammengefasst. Dann wurde die aktuelle Situation in Deutschland durch die Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamts zur Anzahl der Wiederaufnahmeanträge von 2001 bis 2015 dargestellt. Letztlich wurde eine aktuelle Aktenanalyse von Wiederaufnahmeverfahren durchgeführt, deren Wiederaufnahmeanträge im Zeitraum von 2003 bis 2015 an den Gerichten in der Hansestadt Hamburg gestellt wurden.