Behindertenpädagogik als synthetische Humanwissenschaft ist auf die Vermittlung von Individuum und Gesellschaft unter Einbezug der biologischen, psychologischen und sozialen Ebenen menschlicher Existenz ausgerichtet. Ihre sozialwissenschaftliche Öffnung gegenüber einer reduktionistischen Heil- und Sonderpädagogik erfordert die Aneignung unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Debatten als Untersuchungsinstrumente für die soziale Konstruktion von Behinderung. Mit den Themenbereichen »Marxismus und Behinderung«, »Behinderung und Feld der Macht« sowie »Inklusion und Kolonialität« eröffnet Wolfgang Jantzen Zugänge zu einem vertieften Verständnis menschlicher Existenz – stets im Kontext allgemeiner anthropologischer und pädagogischer Fragestellungen, die weit über den Bereich der Behinderung hinausreichen. Als wesentliche Vertiefung sozialwissenschaftlicher Reflexion des eigenen Faches und der eigenen Tätigkeit konkretisieren sie den tief greifenden Paradigmenwechsel im Denken über Behinderung und Behindertenpädagogik, zu dem der Autor zentrale Beiträge geleistet hat.