Müll hat auf einem Waldboden eine gänzlich andere Semantik als in einer Museumsvitrine oder auf einer Deponie. Ebenso prägt es Figuren in sozialer wie ästhetischer Hinsicht essentiell, ob sie eine Nähe zu Müll aufweisen. Daher nimmt diese Studie die mit Müll stets verbundenen Wirkungen auf Räume und Figuren in den Blick und entwickelt anhand von Werken der Gegenwartsliteratur das Konzept der Müllszene. Die Beziehungen und die Dynamiken zwischen Topografien, Figuren und Material konstituieren dabei wesentlich die inhaltliche Ausrichtung sowie die textuelle Verfassung der poetischen Müllszenen. Für die Literatur der Gegenwart kristallisieren sich vier charakteristische Müllszenen heraus, an welchen die spannungsreiche Poetik von Plastikmüll, des sozialen Unten, von Wegwerfakten und Messies entfaltet werden.