Die Rezeption des »Klassischen« im 20. Jahrhundert aus literaturgeschichtlicher, kunst- und architekturhistorischer sowie aus ideengeschichtlicher Perspektive betrachtet.

Ungeachtet der kulturellen Traditionsbrüche undgesellschaftlichen Systemwechsel, die das 20. Jahrhundert als ein Zeitalter der Extreme geprägt haben, ist die Rede vom Klassischen stets präsent geblieben. Nicht nur in kunsttheoretischen, sondern auch in wissenschaftlichen und weltanschaulichen Debatten gewann sie eine zentrale Orientierungsfunktion, so unterschiedlich ihre konzeptionellen Horizonte und rhetorischen Färbungen auch sein mochten. Das spezifische Gepräge der Rede vom Klassischen erwuchs fast ausnahmslos aus ihrem produktiven Spannungsverhältnis zu einer sich fortwährend radikalisierenden Moderne und aus der Erfahrung zweier Weltkriege mit ihren Umwälzungen in nahezu allen Lebensbereichen.

Der neue Band des Zentrums für Klassikforschung rekonstruiert das Klassische als multiperspektivischen Leitbegriff in kunsttheoretischen und ästhetischen Programmen des 20. Jahrhunderts. Ferner beleuchtet er die wissenschaftlichen Konzeptualisierungen des Klassischen in der Literatur- und Kunstgeschichtsschreibung sowie in naturwissenschaftlichen Diskursen. Wie die Beiträge des Bandes vor Augen führen, hat die Rede vom Klassischen während des 20. Jahrhunderts nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern auch international immer wieder besondere Aufmerksamkeit gefunden.