Roma sind als größte ethnische Minderheit seit Jahrhunderten in Europa heimisch und sind doch bis heute massiven Vorurteilen und rassistischen Ressentiments ausgesetzt. Die longue durée der vorurteilsbehafteten Heterostereotype spiegelt sich nicht nur in Alltag und Politik, sondern auch in den unterschiedlichen Formen des graphischen Erzählens. Mehrheitsgesellschaftliche Comics und Graphic Novels bedienen sich eines sehr eingeschränkten Repertoires althergebrachter Heterostereotype. In den gegenwärtig populären Geschichts- und Reportagecomics wird hingegen versucht, eben diesen Klischeebildern durch dokufiktionale Darstellungsmodi entgegenzuwirken. Diese Strategie findet sich auch bei vielen Selbstdarstellungen von Roma, die ganz explizit in den Fokus gerückt werden, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Selbst- und Fremddarstellungen sowie deren unterschiedliche Formen und Funktionen auszuloten. Der transdisziplinär-komparatistisch konzipierte Band nimmt dabei Perspektiven der Kultur- und Comicwissenschaften wie der Soziologie, Theologie und den Romani Studies ein.

Mit Beiträgen von
Dietrich Grünewald: Zwischen Unterhaltung und mahnender Erinnerung
Marina Ortrud M. Hertrampf: ,Porajmos-Comics‘ - Der Blick von Roma auf den Holocaust
Marina Ortrud M. Hertrampf: Gegen das Vergessen - Kkrist Mirrors Tsiganes
Martin Frenzel: Zwischen Hergés klarer Linie und Emmanuel Guiberts ,Reisen zu den Roma‘. Das Bild der Sinti und Roma im frankobelgischen Comic
Jörn Ahrens: Randerscheinungen. Roma-Figuren im klassischen franko-belgischen Comic
Frank Thomas Brinkmann: Melancholischer Gipsy, geheimnisvolle Roma? Eine religionshermeneutische Perspektive auf spezielle Charaktere, Sequenzen und Sinnfiguren in ‚Zigeunercomics‘
Kirsten von Hagen: La belle gitane – von der Fremd- zur Selbstrepräsentation
Sofiya Dimitrova Zahova: Historicizing East European Romani Graphic Narratives
Ralf Kauranen, Viola Parente-Capková, Anna Vuorinne: A Mad Artist’s Escapes: Intersectional Identities in Kiba Lumberg’s Comics