Karl Jaspers und Hannah Arendt verband mehr als eine intensive Freundschaft. Jaspers’ Art zu denken und zentrale Momente seiner Philosophie finden Einzug und Widerhall in Arendts Arbeit an einer Theorie politischen Urteilsvermögens. Vor allem die emphatische Bejahung unbedingter Kommunikation sowie ein intersubjektiver Wahrheitsbegriff lassen ihn neben Kant zu einem ihrer wichtigsten Referenzpunkte werden. Doch auch ein weniger offenkundiger Aspekt verbindet beide: Spezifische Situationen menschlichen Lebens werden zu Dreh- und Angelpunkten ihrer zentralen Anliegen – Grenzsituationen für die Selbstwerdung des Menschen (Jaspers) und politische Ereignisse für das verstehende Urteilen in der Welt (Arendt). Vor dem Hintergrund der Jaspers’schen Philosophie zeigt die Autorin die Bedeutung eines immanenten Ereignisbegriffs für die Möglichkeit politischen Urteilens im Sinne Arendts.