Dieses Buch ist eine ergreifende Liebeserklärung zwischen größter Zartheit und tiefem Schmerz: Eine Heranwachsende erlebt, wie sich ihre Mutter, verstrickt in den Fängen einer seelischen Erkrankung, immer weiter von der realen Welt entfernt.
Herzvirus ist die Geschichte der Autorin, die mit über dreißig Jahren Abstand nochmals einen Annäherungsversuch an diese prägende Kindheitserfahrung und ihre damals entschwundene
Mutter wagt. In erschütternden, aber feinfühlig erzählten Erinnerungsbildern entwickelt sich das Drama des Lebens einer ungewöhnlichen Frau. Sie lebt mit ihren Fantasien an den Rändern der Wirklichkeit, ängstlich beobachtet und bewundert von ihrer Tochter. Sie wächst mit einer
Mutter auf, die vieles auf ihre ganz eigene Weise tut, Konventionen missachtet, in Büchern, Musik und Filmen lebt, aber in zwanghaften Gedanken Briefkästen sprengt oder andere
Menschen zu vergiften meint - bis zu dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt. Herzvirus zeichnet das Psychogramm einer Beziehung nach, in der Schrecken, Wahn und Freiheit
so nahe beieinanderliegen, dass sie sich bisweilen nicht voneinander unterscheiden. Die 1970/80er-Jahre zwischen Aufbruch und Ernüchterung sind hier Spiegel innerer und
äußerer Umwälzungen: die Musik, die Literatur, die Unruhen auf den Straßen, die reale Bedrohung durch Umweltkatastrophen wie Tschernobyl und Schweizerhalle.