Mit den Autobiographischen Fragmenten zeichnet Hans-Jürgen Goertz den Weg nach, den er als Theologe und Historiker gegangen ist: vom Studium der evangelischen Theologie, Anglistik, Philosophie und Geschichte in Hamburg, Göttingen, Tübingen und Kansas (USA), zum Pastor an der Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona, einer Tätigkeit als Wissenschaftlichem Assistenten und Studienleiter am Ökumenischen Institut der Universität Heidelberg und – auf Umwegen also – zur Professur am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg. Auf diesen Wegen entstanden zahlreiche Publikationen zu Thomas Müntzer, den Täufern, sozialen Bewegungen in der Frühen Neuzeit, zur Radikalität der Theologie heute und zur Geschichtstheorie. Ähnlich wie Ernst Troeltsch organisiert Hans-Jürgen Goertz seine Erinnerungen um „seine Bücher“ und bemüht sich, den „Ertrag“ seines akademischen Lehramtes aus der Perspektive eines konfessionellen Außenseiters und ökumenisch engagierten Theologen zu erläutern. Goertz schildert Erfahrungen, die er zwischen Theologie und Sozialgeschichte sammelte und die ihn anregten, zu neuen Ufern in der Historiographie des religiösen und gesellschaftlichen Nonkonformismus aufzubrechen. Seine „autobiographischen Fragmente“ wollen vor Augen führen, wie sich theologische und sozialhistorische Arbeit miteinander verknüpfen und wie sich diese praktizierte Interdisziplinarität – eine Mischung aus Spezialerkenntnis und Dilletantismus (Jakob Burkhardt) – im Lehrbetrieb, auf Vorlesungs- und Vortragstourneen sowie in Publikationen niederschlug. Lebenserinnerungen sind Fragmente, nicht weil sie sich sperren, als ein geschlossenes Stück erzählt zu werden. Sie sind es vor allem aber, weil das Leben, von dem erzählt wird, selbst experimentell und provisorisch ist, ein Versuch zu begreifen, „was uns unbedingt angeht“ (Paul Tillich).