Auerbachs Kenntnis der europäischen Literaturen, ihrer Geschichte und Wechselbeziehungen war immens – gerade darum aber vermochte er auch an unscheinbaren formalen und stilistischen Details übergreifende Zusammenhänge zu entfalten, die ideologische Frontlinien ebenso einschließen wie spezifische Erwartungshaltungen des Publikums. Seine auch sprachlich eleganten Arbeiten zeigen, was Philologie vermag, wenn sie ihre fachwissenschaftlichen Begrenzungen sprengt. Dabei war jedoch Auerbach kein Verfechter großer theoretischer Entwürfe, sondern ein Meister der unpolemischen, gleichsam lautlosen und diskreten Erkenntnisarbeit, die sich erst im Kopf des Lesers vollendet.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)