Die letzten 100 Jahre waren Zeiten sich wiederholender Auf-, Ab- und Umbrüche. Ein Jahrhundert voller Utopien, Lebens- und Gesellschaftsentwürfe, voller Hoffnungen und Enttäuschungen, voller Sehnsucht und Leid. Ein Jahr vor der Landesgründung 1920 gab sich die Weimarer Republik in Weimar ihre Verfassung – voller Hoffnung, dass der »Geist von Weimar« die erste deutsche Demokratie beflügeln möge. Nur ein Jahr später gab der Kapp-Putsch, der auch in Thüringen seine Spuren hinterließ, einen bitteren Vorgeschmack von den kommenden Jahren voller politischer Spannungen.
Das schlug sich auch in den knapp 100 Texten von Schriftstellern nieder, die dieses Buch versammelt: Zeugnisse der Arbeit des menschlichen Geistes, der den Brüchen und Widersprüchen des Lebens einen Sinn abzugewinnen sucht, ja sie vielleicht in Richtung auf eine bessere Welt ordnen will. Sie stehen nicht nur für sich, sondern korrespondieren miteinander. So entstehen literarische und zeitgeschichtliche Bezüge, Dialoge. Wer sich auf sie einlässt, erfährt von individuellen Erlebnissen, Begegnungen und Ansichten, aus denen im kollektiven Flimmern – wie Hans Magnus Enzensberger es formulierte – Geschichte entsteht und erfahrbar wird.