Die westdeutsche Ferngasnetzbetreiberin Thyssengas GmbH wurde 1921 als Gasgesellschaft Hamborn gegründet. Sie entstand aus der Verbundwirtschaft des Thyssen-Konzerns. In ihre Vorgeschichte fällt der Bau der ersten deutschen Gasfernleitung von (Duisburg-) Hamborn nach (Wuppertal-) Barmen im Jahr 1910. Diese Pioniertat einer Vorgängerin machte Thyssengas zum ersten europäischen Unternehmen, das Gas über Distanzen von mehr als 20 Kilometern transportierte.
Jahrzehntelang bestand das Geschäft in der Aufbereitung des Rohgases mehrerer Kokereien und der Belieferung von Stadtwerken und industriellen Großabnehmern. Thyssengas erschloss sich ein Versorgungsgebiet, das sich von Emmerich bis in den Raum Bonn, den Raum Aachen und das Oberbergische Land erstreckte.
Durch die Entwicklungen auf dem westdeutschen Energiemarkt seit 1958 geriet die Thyssengas in eine Krise, aus der sie sich befreite, indem sie 1965 als erste deutsche Gasgesellschaft zum Import und Absatz ausländischen Erdgases überging und das Kokereigasgeschäft abwickelte.
Nach einem Intermezzo im RWE-Konzern wurde Thyssengas 2009 zur konzernunabhängigen Betreiberin eines Erdgasleitungsnetzes von 4200 Kilometern Länge. Michael Kanther erzählt die Geschichte dieses Unternehmens, das mehrmals Neuland beschritt und bisher noch keiner historischen Darstellung gewürdigt worden ist.