Nach mehrjährigem Ringen mit der Gattung Klaviertrio begegnete Brahms dieser kammermusikalischen Herausforderung im Frühjahr 1865 auf unkonventionelle Weise: Er holte das seit der literarischen Romantik stark bedeutungsgeladene Waldhorn − gewissermaßen entgegen Eichendorffs Verknüpfung des Instrumentes mit Begriffen wie Natur und Weite − in die Kammer, damit »Waldeslyrik« und »Jagdstück« in das Klaviertrio.
Entstehungsgeschichtliche Dokumente zum Horntrio sind rar, was der Brahms-Biographik bis heute viel Raum für Spekulationen über die Motive des Komponisten für die exotische Werkbesetzung bietet. Das höchst individuelle ästhetische Konzept erschließt sich hingegen durch ein close reading der klanglichen und strukturellen Besonderheiten, die Topoi wie Erinnerung und Melancholie auf den Plan rufen.