Zu den Charakteristika spätantiker Philosophie gehört das Interesse für inspirierte Texte, nicht zuletzt theologische Orakel, die sich mit dem Wesen Gottes oder der Götter und mit ihrem Wirken im Kosmos befassen. Zu den wichtigsten Sammlungen gehören die ‚Chaldaeischen Orakel‘, die ‚Philosophia ex oraculis haurienda‘ des Porphyrios, die ‚Tübinger Theosophie‘ und (zum Teil) die ‚Sibyllinischen Orakel‘; dazu kommen zahlreiche Bezugnahmen bei verschiedenen Autoren, die solche Orakel im Rahmen ihrer Argumentationsstrategien aufnehmen, zum Teil geradezu usurpieren, aber auch zurückweisen. Neben den Orakeltexten selbst bilden somit auch Phänomene ihrer Rezeption das Thema des vorliegenden Bandes, bis hin zur Literatur der Neuzeit. Dazu tritt die Einordnung in weiter gespannte Kontexte der spätantiken Religiosität und Philosophie.