Ziel dieses Buches ist es, die Entwicklung des öffentlichen Kults im nördlichen Hochland und in den Tälern Kanaans und im Nordreich Israel von der Späten Bronzezeit IIA bis zur Eisenzeit IIB (14.–8. Jahrhundert v. Chr.) anhand archäologischer Kontexte und Überreste zu verfolgen. Es untersucht auch die Natur des Kults und die Beziehung von Ritualen zur Macht anhand einer Analyse von Kult und Zentralisierung. Erörtert wird, ob Belege für eine Kultzentralisierung erkennbar sind, wenn man sie auf einer anthropologisch-archäologischen Ebene und nicht aus einer biblischen Perspektive betrachtet. Dieses Buch schließt mehrere Lücken in der Forschung. Der Schwerpunkt wird nicht auf die biblische Erzählung gelegt, sondern auf anthropologische und archäologische Ansätze zur Erforschung von Ritualen und Kulten. Da die biblische Erzählung einen so großen Einfluss auf die Erforschung des „alten israelitischen“ Kultes hatte, wurde die Archäologie des Kultes im nördlichen Königreich Israel nie getrennt vom südlichen Königreich Juda untersucht. Erforderlich ist mithin eine gründliche eigenständige Untersuchung des Kults innerhalb der nördlichen geopolitischen Einheit, die sich auf einem anderen Weg entwickelte als ihr südliches Gegenstück. Ein Vergleich der spätbronzezeitlichen kanaanäischen und der eisenzeitlichen nordisraelitischen Kulte ermöglicht eine breitere Perspektive auf Kontinuität und Wandel sowie auf die Art der Zentralisierung oder Dezentralisierung von Ritualen in Kanaan/Israel und anderen Gebieten im alten Nahen Osten.