Im Lobe liege mehr Zudringlichkeit als im Tadel, schrieb Friedrich Nietzsche. Dessen sollte sich bewusst sein, wer ein Buch mit »Gesammelten Lobreden« herausbringt. Jeder, der selber einmal Gegenstand einer Lobrede war, wird diese Erfahrung wahrscheinlich gemacht haben. Sie wird besonders spürbar, wenn das Lob dem Gegenstand nicht gerecht wird und das Wesentliche verfehlt. Wie aber angemessen loben? Wieviel Distanz ist nötig? Wieviel Nähe und Herzlichkeit ist erlaubt? Hanjo Kesting ist immer wieder in der Rolle des Lobredners aufgetreten, sie bot Gelegenheit, eine oft über lange Zeit hinweg entstandene Dankbarkeit abzutragen. Dankarbeit für geistige Lehrstunden, künstlerische Eindrücke, Stunden hingerissener Lektüre und noch andere Wohltaten. In diesem Sinn stehen alle Lobreden des Bandes unter dem Goethe-Motto: »Mach’s einer nach und breche nicht den Hals«.