Durch die Kombination der Funktionen Beschaffung, Logistik und Überführung sowie jeweils interner bzw. externer Ausführung entstehen acht Varianten für den Vertrieb von Obst & Gemüse.
Der Kriterienkatalog zur Bewertung und Auswahl eines alternativen Vertriebskon-zeptes beinhaltet die Einflussfaktoren auf die Transaktionskosten sowie die Fä-higkeiten zur Erlössteigerung und zur Risikoreduktion. Mit Hilfe von insgesamt 18 Einflussfaktoren werden die Auswirkungen ausgewählter, alternativer Vertriebs-konzepte auf die Leistungsfähigkeit des LEHs prognostiziert. Die Bewertung führt zu folgenden Ergebnissen:

Die Entscheidung für ein Vertriebskonzept ist, ob selbstständig oder organi-siert, abhängig vom Autonomiebedürfnis und den bestehenden Kompetenzen des LEHs.
Für Unternehmen mit wenig Marktmacht zeigen vor allem zwei Vertriebskon-zepte positive Auswirkungen. Bei dem einen schließt sich das Fachgeschäft einem Einkaufsverbund an, übernimmt die Logistik und Betreibung seines Ge-schäfts allerdings weiterhin selbst, wohingegen bei der anderen Alternative der Händler in Form eines Service-, Marketing- oder Konzeptverbundes ledig-lich die Überführung der Ware selbst durchführt. Für die Umsetzung der zwei-ten Variante sollte das Konzept eines bestehenden, gut funktionierenden Fachgeschäftes multipliziert werden, um existierende Kompetenzen und das Vertrauen der Branche zu nutzen.
Für den organisierten LEH ist entweder eine Kooperation mit einem Logistik-spezialisten sinnvoll oder ein Vertriebskonzept, das als Raumvermietungsge-schäft mit Fachgeschäft-Atmosphäre ausgestaltet wird. Der organisierte Han-del muss jedoch zunächst erkennen, dass seine eigenen Kompetenzen beim Vertrieb von Obst & Gemüse nicht ausreichen und daher Veränderungen not-wendig sind.
Die zentrale Hypothese ‚Für den LEH ist es sinnvoll, zur Steigerung seiner Leistungsfähigkeit einzelne Funktionen und Zuständigkeiten seines Vertriebs-konzeptes durch Kooperation auszulagern’ wird bestätigt.
Die Analyse des Marktes für Obst & Gemüse zeigt, dass das Obst- & Gemüsesor-timent Produkte auf allen Preisstufen sowie Muss-, Impuls- und Forciererartikel umfassen sollte. Neben seniorengerechten, singleorientierten und Convenience-Angeboten sollten regionale Waren und Bio-Produkte bei der Gestaltung des Sor-timents berücksichtigt werden. Abhängig vom Standort ist es empfehlenswert, verstärkt vorbereitete Mahlzeiten, die durch Gastronomie mit Stehtischen ergänzt werden können, sowie bereits geputztes und geschnittenes Obst & Gemüse und frisch gepresste Säfte anzubieten. Lebensmitteleinzelhändler für Obst & Gemüse sollten die Kunden persönlich, durch Aushänge und durch Broschüren bezüglich Geschmack, Lagerung, Zubereitung und Gesundheitswirkung ihrer Ware infor-mieren und beraten. Zusätzlich können Verkostungen sowie Motto- und Verbund-Aktionen die Aufmerksamkeit auf das Obst- & Gemüsesortiment lenken und Im-pulskäufe steigern. Neben Sortiment und Service ist eine ansprechende Präsen-tation der Ware durch Körbe und Stände wichtig, um das Angebot zu profilieren.
Bei der Durchführung der Experteninterviews wurden seitens der Handelsvertre-ter große Widerstände bezüglich Kooperationen festgestellt, da der Handel nach eigener Aussage im Bereich Obst & Gemüse durchaus kompetent ist und zudem große Bedenken hinsichtlich möglicher Kooperationspartner hat. Gleichzeitig werden aber auch Chancen bezüglich einer besseren Nutzung des Potenzials von Obst & Gemüse eingeräumt. Die Experten der Unternehmensberatungen bestätigen zwar die Ängste des Handels, sehen aber aufgrund des großen Po-tenzials der erarbeiteten Varianten akuten Handlungsbedarf für den LEH.
Die Bereitschaft zu Kooperationen im Frische-Bereich hat bei Fleisch- und Wurstwaren sowie bei Brot- und Backwaren bereits begonnen. Nach dieser Ein-schätzung sind Kooperationen auch im Obst- & Gemüsebereich sinnvoll und da-her in Zukunft realisierbar.