Feindliche Unternehmensübernahmen sind neben grosser Öffentlichkeitswirksamkeit und Emotionalität vor allem durch einen Aspekt gekennzeichnet: Das Management des potentiell zu übernehmenden Unternehmens steht der Übernahme feindlich gegenüber, d. h. es lehnt die Übernahme ab. Letztlich entscheiden aber nicht die Manager, sondern die Unternehmenseigentümer über den Erfolg eines Übernahmeangebots. Aus der ablehnenden Haltung des Managements einerseits und der Entscheidungskompetenz der Unternehmenseigner andererseits kann sich Potential für die Lösung des lange diskutierten Agency-Konflikts dieser beiden Interessengruppen ergeben.
Frühe Autoren betonen die Anreizwirkung, die eine drohende feindliche Übernahme auf das Management eines Unternehmens hat. So könnte eine ineffiziente Unternehmensführung zu einem niedrigen Börsenkurs und damit wahrscheinlicher zu einer Übernahme sowie der Entlassung des Managements mit anschliessender Unternehmenswertsteigerung führen. Spätere Autoren halten dem entgegen, dass dieser Mechanismus nur bedingt wirksam ist. Handelt es sich bei den Unternehmenseignern nämlich um atomistische Kleinaktionäre, ist keiner dieser Aktionäre bereit, seine Anteile unterhalb des zukünftig antizipierten Werts zu verkaufen. Sie sind Trittbrettfahrer, d. h. sie wollen von den Verbesserungen des potentiellen Käufers profitieren, ohne ihn dafür abzugelten. Selbst wenn man sonstige Übernahmekosten vernachlässigte, bliebe einem potentiellen Käufer somit nur ein Nullgewinn.
In dieser Situation kann eine andere Eigentümerstruktur dafür sorgen, dass das Trittbrettfahrerproblem abgeschwächt wird. Shleifer und Vishny (1986) haben gezeigt, dass ein grosser Minderheitsaktionär helfen kann, zu einer Gleichgewichtslösung zu gelangen, bei der unternehmenswertsteigernde Übernahmen stattfinden. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Fragestellung, ob dies auch dann gilt, wenn die handelnden Akteure nicht als risikoneutral angenommen werden und kommt dabei teilweise zu contraintuitiven Ergebnissen.