Die 1775 verfaßten und hier erstmals zugänglich gemachten Lebenserinnerungen des Wilhelm Johann George Cleinow (1727–1798), eines aus der Altmark stammenden protestantischen Geistlichen, setzen ihren Schwerpunkt im Jahrzehnt zwischen 1741 und 1751. Ebenso ‚wohltemperiert‘ wie anschauungsreich schildert der spätere Superintendent der alten Hansestadt Salzwedel seine Schul- und Universitätszeit im fernen Königsberg und in Halle, seine Reisen durch preußische und polnische Lande sowie die ersten Berufsjahre als Hauslehrer und Militärpfarrer. Den Mikrokosmos der zeitgenössischen Universität mit seiner bunt gemischten Professorenschaft und seinen ‚Studiosi‘ erweckt die Chronik 1775 dabei ebenso zum Leben wie den Alltag im aufgeklärten Jahrhundert mit seinen Beschwerlichkeiten und Gefährdungen, seinen Freuden und Freiheiten. Hinzu kommen Begegnungen mit Exponenten des Säkulums wie dem Schriftsteller Christian Fürchtegott Gellert, dem Theologen Siegmund Jacob Baumgarten und dem Kunsthistoriker Johann Joachim Winckelmann, mit dem Cleinow eine kurze, aber intensive Freundschaft verband.