„Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“ soll eine Keilinschrift aus dem Ur um 2000 v.Chr. besagen. Soweit kam es in den letzten 4000 Jahren nicht, doch Jugendkriminalität blieb regelmäßiger Bestandteil von Tagespresse, politischen Diskussionen und alltäglicher Strafverfolgungspraxis. Viel diskutiert sind die Ursachen und weitschweifend die Untersuchungsmöglichkeiten. Letzteres bezieht sich sowohl auf den Umgang mit der Datengewinnung für entsprechende Studien als auch auf den Umgang mit Kriminalität als „Qualitätsmerkmal“. Diese Arbeit beschäftigt sich im Rahmen einer qualitativen Studie mit dieser Tatsache und fördert dabei auffällige strukturelle Parallelitäten bezüglich der methodischen Handhabung von Biographieforschung sowie der Handhabung von Delinquenz zu Tage. Die theoretischen Grundlagen bilden antagonistische Theorieschulen aus der Biographieforschung (klassische Biographieforschung von Fritz Schütze contra konstruktivistische Biographieforschung von Armin Nassehi) und aus der Kriminologie (klassische Kriminalitätsansätze contra Etikettierungsansätze), die nach einleitenden Worten in Teil zwei und drei vergleichend dargestellt werden. Im dritten Teil wird der jeweils konstruktivistisch- informierte Ansatz auf qualitativ gewonnene Daten in Form von biographischen Interviews empirisch angewendet; abschließend wird versucht, die interpretativ gewonnenen Erkenntnisse funktional zu erläutern.
Das vorliegende Buch bietet einerseits Anfängerinnen und Anfängern einen raschen Überblick in das Thema Kriminalitätstheorien. Andererseits richtet sich die Arbeit mit einer Fülle an Detailinformationen und weiteren Hinweisen an fortgeschrittene Jugendsoziologen, Kriminalsoziologen und Juristen mit dem Schwerpunkt Kriminologie/ Jugendstrafrecht sowie an qualitativ arbeitende Forschungsinstitutionen.