Heimkinder, Psychiatrisierte und Zwangssterilisierte wurden von den Nazis als 'lebensunwert' stigmatisiert. Die Gewalt, die ihnen angetan wurde, und ihre Bemühungen um Entschädigung rücken noch viel zu selten ins Blickfeld, wenn es um Erinnerungspolitik für Opfer des Nationalsozialismus geht. Zwei Betroffene stehen im Zentrum des Buches: Paul Wulf (1921-1999) wurde 1932 in eine 'Idiotenanstalt' überstellt und 1938 zwangssterilisiert. Nach dem Krieg kämpfte er für politische Aufklärung und Entschädigung. Paul Brune (geb. 1935) wurde als 'gemeingefährlicher, debiler Psychopath' von 1943 bis 1957 psychiatrisiert und war der Gewalt von Anstaltsleitern, Ärzten und Ordensschwestern ausgeliefert.
Bis in die 70er Jahre hinein setzten sich in den Psychiatrien und Heimen die menschenunwürdigen Zustände der NS-Zeit fast ungebrochen fort, während die Täter als Ärzte oder Gutachter schnell neue Karrieren machen konnten. Das Buch spannt den Bogen von der NS-Ideologie 'lebensunwerter' Existenz bis hin zu ihrer aktuellen Renaissance in den Diskussionen um Menschenzucht und Sterbehilfe.