Der russische Philosoph Iwan Iljin brachte 1953, kurz vor seinem Tod, sein Hauptwerk heraus, eine die Grundsätze (Axiome) der religiösen Erfahrung etablierende „Psychologie des Glaubens“. Geistigkeit, Subjektivität, Ganzheitlichkeit, Autonomie, Läuterung und Demut sind einige solcher Axiome, ohne die es nur zu einem Surrogat der Religiosität kommen kann. Gleichzeitig ist diese Religionsphilosophie in ihrer Darlegung vernünftigen Glaubens und gläubiger Vernunft eine Anwendung bzw. Zusammenfassung von Iljins Philosophie überhaupt. Neben Aspekten vergleichender Religionssystematik behandelt er unter anderem auch Themen wie das Problem von Subjektivität und Objektivität, die Religionsfreiheit, das kollektive Unbewusste, die Lüge, die Verborgenheit Gottes, den freien Willen, die Prädestination oder die Theosis (Vergöttlichung). Das Werk erscheint erstmals auf Deutsch und das zur rechten Zeit, in der neben einer säkularen, d. h. atheistischen Philosophie auch eine ungläubige Theologie zum folgenreichen Verfall der religiösen Erfahrung in der westlichen Welt beigetragen hat.