Das Einsatzhärten stellt ein unverzichtbares und weitverbreitetes Härteverfahren dar, welches vor allem bei solchen Bauteilen zum Einsatz kommt, bei denen eine hohe Oberflächenhärte gefordert wird und gesteigerte Anforderungen an die Schwingfestigkeit herrschen, wie z.B. Getriebewellen. Trotz intensiven und konzentrierten Anstrengungen in den vergangenen Jahrzehnten ist es nicht gelungen, verzugsfreie Wärmebehandlungsstrategien zu entwickeln. Dies liegt darin begründet, dass das bei der Wärmebehandlung ausgelöste Verzugspotential eine Systemeigenschaft des Werkstoffes sowie seiner Fertigungshistorie ist und erarbeitete Lösungen in aller Regel nicht auf andere Bauteile, Geometrien oder Chargen übertragbar sind. Weiteres Verzugspotential liegt auch in der Wärmebehandlung an sich, besonders im Hinblick auf Einsatzhärteverfahren, bei denen im Werkstück chemische Gradienten entstehen und generell mit langen Prozessdauern bei hohen Temperaturen gearbeitet wird. Die vorliegende Arbeit soll daher einen Beitrag zu folgenden Fragestellungen leisten: Welche Randschichteigenschaften liegen nach dem Einsatzhärteprozess in der Bauteilrandschicht vor und wie beeinflussen diese das Richtergebnis? Welche strukturmechanischen und mikrostrukturellen Prozesse stellen die beim Richten notwendige Verformung bereit und wo treten diese Verformungen auf? Welche Bedeutung kommt dem in der Randschicht vorliegenden Restaustenit und seiner Stabilität gegen beanspruchungsbedingte Umwandlung zu? Inwiefern unterscheiden sich die Richtprozesse auf Druck- und Zugseite der Bauteile? Welche Prozesse laufen bei kleinen Richtwegen ab und wo beginnt die Plastifizierung?