Droysens Weg zu seinen Quellen: Ein Blick auf die Praxis quellenfundierten historischen Arbeitens.
Johann Gustav Droysen (1808-1884) gilt gemeinhin als Vater der historischen Quellenkritik. Doch wie gelangte er an seine Quellen? Der Zugang zu historischem Material war in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein exklusives soziales Privileg und kein allgemeines und gleiches gesellschaftliches Recht.
Philipp Müller richtet am Beispiel der Studie »Das Leben des Feldmarschalls Grafen York von Wartenburg« den Blick auf die praktische Forschungstätigkeit des Historikers Droysen. Während bislang dessen Konzepte und Reflexionen im Vordergrund standen, enthüllt Müller ein historisches Verstehen, das pragmatisch, in konzeptioneller Hinsicht vielfältig und maßgeblich von der Praxis des Sammelns geleitet war. Zum Vorschein kommt eine kaum beachtete soziale Komponente historischen Forschens. Droysens Materialakquise beruhte oft auf Gefälligkeiten oder Quellengeschenken. Dies wirkte zurück auf die Darstellung von Geschichte und auf die Kritik und Analyse des Quellenmaterials: Droysen bedankte sich in seiner historischen Studie mit Diskretion, mit Wahrheit und Pietät – nicht ohne seine eigene Glaubwürdigkeit und Autorität als quellenversierter Historiker der Neuzeit erfolgreich unter Beweis zu stellen.