Wenn sich ein Unfall ereignet, ist die Hauptaufgabe der passiven Sicherheitssysteme die
Fahrzeuginsassen bestmöglich zu schützen. Dabei greifen in demMoment des Unfalls die
Systeme der aktiven und passiven Sicherheit ineinander. So können prädiktive Assistenzsysteme
eine Notbremsung initiieren. Zusätzlich können die Sicherheitsgurte gestrafft
werden, sodass diese fest am Fahrzeuginsassen anliegen. Schließlich erfolgt die Auslösung
der verschiedenen Airbags. Bei der Unfallrekonstruktion gilt es diese Schritte nachzuvollziehen.
Eine etablierte technische Lösung ist der Event Data Recorder (EDR). Der
EDR zeichnet vor, während und nach dem Unfall festgelegte Informationen auf und ermöglicht
deren Auslesen auch im Nachhinein. Neben der Aufzeichnung eines für sich
alleinstehenden Unfalls, berücksichtigt der EDR ebenfalls Unfallkombinationen. So können
verschiedene Unfallschweren auftreten oder Unfallverläufe überlappen. Diese Informationen
haben einen Einfluss darauf, wie Unfalldaten im EDR gespeichert werden.
Diese Arbeit befasst sich mit dem Test der Kombination von verschiedenen Unfallverläufen
und deren Speicherung im EDR. Die Problemstellung liegt hierbei in der Tatsache,
dass alle in der Realität vorkommenden Kombinationen in der festgelegten EDR-Struktur
abgebildet werden müssen. Der Kern der Fragestellung liegt darin, wie die Testdaten zu
kombinieren sind, um eine bestmögliche Testabdeckung zu erreichen. Der methodische
Lösungsansatz ist die Vorgaben zu abstrahieren, davon funktionale Zustände des EDRs
abzuleiten und anschließend quasi-zufällig Testdaten automatisiert zu generieren. Dabei
sind die funktionalen Zustände von den Regularien abgeleitet und stehen stellvertretend
für die verschiedenen Unfallkombinationen. Als methodisches Werkzeug werden
zwei Metaheuristiken verwendet – Simulated Annealing und Genetische Algorithmen.
Diese ermöglichen einerseits Testdaten entsprechend festgelegter Kriterien zu generieren
und andererseits können diese Testdaten auf unterschiedliche Art undWeise zusammengesetzt
sein. Angewendet auf die Problemstellung des EDRs bedeutet dies, dass ein
funktionaler Zustand des EDRs durch verschiedeneUnfallverläufe realisiert werden kann.
Die Validierung dieses Konzepts erfolgte im Rahmen der Serienentwicklung des Airbag-
Steuergeräts. Dabei wurden zwei verschiedene Projekte ausgewählt, die unterschiedliche
Möglichkeiten bieten die Metaheuristiken anzuwenden. Die Ergebnisse der Testreihen
haben grundsätzlich belegt, dass mithilfe derMetaheuristiken verschiedene Unfallverläufe
mit gleichen funktionalen Eigenschaften automatisiert generiert werden können. Des
Weiteren hat die Anwendung auf verschiedene Projekte aufgezeigt, dass sich deutliche,
teils unerwartete Unterschiede bei den generierten Daten ergeben. Diese Erkenntnisse
können für künftige Arbeiten verwendet werden und haben einen wesentlichen Einfluss
auf den Komplexitätsgrad in der Anwendung dieses Konzepts.