Piri entstand zweieinhalb Jahre, nachdem Isang Yun in Seoul inhaftiert war. 'Piri' ist der Name der traditionellen koreanischen Oboe, von der mindestens drei Typen verschiedener Größe existieren. Sie wurden (und werden) überwiegend in der traditionellen höfischen und aristokratischen Musik Koreas eingesetzt, die kürzere 'se-p’iri' in den aristokratischen Liedgattungen 'kagok' und 'kasa', die größere 'hyang-p’iri' im Hoforchester, aber auch in schamanistischen Zeremonien, in denen der 'p’iri' eine spirituelle Bedeutung zukommt.
Mit Piri "überträgt" Yun einmal mehr den Ausdruckscharakter und die klanglichen Möglichkeiten eines traditionellen Instruments auf ein westliches, in diesem Fall die Oboe. Die koreanisch bzw. ostasiatisch geprägten Intervallstrukturen ersetzte Yun zunächst durch die der westlichen Zwölftontechnik, die er sich bei dem Schönberg-Schüler Josef Rufer in Berlin angeeignet hatte. Gleichwohl orientierte er sich hinsichtlich Gestik, Phrasierung, Ornamentierung, Dynamik und Vibrato an der asiatischen Musik, die sich von der europäischen wesentlich unterscheidet.
Schwierigkeitsgrad: 5