Das Album Reformatorum Cygnaeum (Cygnus, lat. Schwan, nach dem Wappen der Stadt Zwickau) stellt eine Sammlung von neunzehn, ursprünglich wohl zwanzig Widmungen von Reformatoren dar, die einer zweibändigen Prachtbibel aus den Jahren 1541 und 1542 (Drucker Hans Lufft) aus dem Besitz des Zwickauer Bürgermeisters Oswald Lasan vorgesetzt wurden. Diese gehören in die Anfangszeit der Gattung des Stammbuches. Während die humanistischen Stammbücher Widmungen von Professoren und Studenten enthalten, beschränkt sich das Album Reformatorum auf Widmungen von Reformatoren. Sie bestehen aus Bibeltexten und kurzen Auslegungen, aber auch aus Gedichten in Anlehnung an Bibeltexte und zeigen, von wie vielen Einzelpersönlichkeiten die Reformation getragen wurde.

Oswald Lasan hat die Widmungen 1542 und 1543 gesammelt, als er Fürsprecher für die kurfürstliche Genehmigung brauchte, das aufgelassene Kloster Grünhain in eine Lateinschule mit Alumnat umzubauen. In Wittenberg ließ er sich von dem Zwickauer Studenten Nicolaus Reinhold ortskundig führen. Auch dieser legte ein Stammbuch an, das schon im Jahre 1927 gedruckt wurde und Vergleiche mit dem Album Reformatorum Cygnaeum zulässt. Letzteres wurde u.a. in den Jahren 1574 und 1576 durch Widmungen im Stil des Humanismus ergänzt. Eine Ermahnung an die Pfarrer und Bischöfe wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stellt den letzten Nachtrag dar.

Die beiden Bände der Prachtbibel mit den Autografen etwa von Luther, Melanchthon und Wolfgang Zeuner, die bisher noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden waren, befinden sich mit den Signaturen Ms. 2499 und Hd 11306 2° in zwei unterschiedlichen Abteilungen der Polska Akademia Nauk, Biblioteka Gda?ska, der früheren Danziger Stadtbibliothek. Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde von den Autografen eine Abschrift angefertigt, die der Dresdner „Eulenspiegel“-Bibel vorgesetzt wurde und in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden erhalten ist.

Das Buch enthält die neunzehn Widmungen im Faksimile mit Transkription der frühneuhochdeutschen und Übersetzung der griechischen und lateinischen Texte sowie textkritischen Anmerkungen und Erläuterungen u.a. mit Verweis auf die „Dresdner“ Handschrift. Eine Einleitung mit der Verortung der Widmungen auf dem Höhepunkt der Reformation etwa zehn Jahre nach der Gründung des Schmalkaldischen Bundes ist der Edition vorangestellt.

Beigegeben sind ein Abkürzungsverzeichnis, ein Quellen- und Literaturverzeichnis, ein Bibelstellenverzeichnis sowie ein Personen- Orts- und Sachregister.

Dr. Ferdinand Ahuis, promovierter Alttestamentler und emeritierter Hamburger Hauptpastor, machte sich mit einer reformationsgeschichtlich-kunstgeschichtlichen Arbeit über ein Reformatoren-Porträt von Lukas Cranach d. Ä. einen Namen.
Prof. Dr. Walther Ludwig, weltbekannter klassischer und neolatinistischer Philologe, publizierte zahlreiche Bücher und Aufsätze u.a. zur neuzeitlichen lateinischen Literatur seit der Renaissance und zur Stammbuchforschung.