Erziehung, Politik und Religion gehören zweifellos zu den Bereichen menschlicher Kultur, die den größten und nachhaltigsten Einfluss auf die Entwicklung von Gesellschaften ausüben. Deutlicher als in den Wissenschaften, der Technik oder dem Recht tritt hier die Spannung zwischen individueller und sozialer Perspektive zutage: Erziehung dient sowohl der Bildung des Einzelnen als auch dem gesellschaftlichen Fortschritt und der Vermittlung verbindlicher Normen und Werte; Politik umfasst gleichermaßen die institutionellen Ordnungsstrukturen einer Gemeinschaft und die Beziehung jedes ihrer Mitglieder zu dieser Ordnung; Religion besteht einerseits in einer individuellen Glaubensüberzeugung und nimmt andererseits mittelbar oder unmittelbar Einfluss auf die Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Alfred N. Whitehead untersucht in seinen kulturphilosophischen Schriften nicht nur zentrale Aspekte aller drei Bereiche und ihrer Interdependenzen, sondern entwickelt darüber hinaus eigene Konzeptionen, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Ohne ein starres System zu bilden, verdichten sich seine scharfsinnigen Beobachtungen und Analysen zu eigenen dynamischen Theorien über Erziehung, Politik und Religion.
Die in diesem Band versammelten Aufsätze greifen Whiteheads Überlegungen auf, rekonstruieren sie vor dem Hintergrund gegenwärtiger Entwicklungen und machen sie fruchtbar im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen.