Georg Friedrich Händel hielt sich vermutlich von 1706 bis Anfang des Jahres 1710 in Italien auf. Über einen großen Teil dieser Zeit wissen wir wenig oder nichts. Die Monate, die der Komponist 1707 und 1708 in Rom verbrachte, sind jedoch ungewöhnlich gut dokumentiert. In dieser Zeit entstanden einige seiner schönsten und interessantesten Kompositionen – Werke, auf die Händel später immer wieder zurückgriff.
Aus der Fülle dessen, was sich zum Thema „Händel in Rom“ zeigen und sagen ließe, greift die mit diesem reich bebilderten Katalog dokumentierte Jahresausstellung im Händel-Haus Halle drei Aspekte heraus:
• Als Händel nach Italien reiste, herrschte dort Krieg. Auch wenn Rom von Kampfhandlungen verschont blieb, prägte der Spanische Erbfolgekrieg mit Kriegsfurcht und Friedenshoffnung und dem heftigen Gegeneinander der Parteien das Leben in der Stadt und damit auch die Musik, die ihrerseits als Medium politischer Propaganda genutzt wurde – auch von Händels Auftraggebern.
• Die Antike war und ist in Rom omnipräsent. Sie spiegelt sich in Händels Werk. Welche Kenntnisse brachte der junge Mann aus Halle mit, was interessierte die Zeitgenossen?
• Händel war Protestant; der junge Mann kam aus dem Kernland der Reformation an den Regierungssitz des Papstes. In Rom hörte und komponierte Händel „katholische“ Musik; eine für ihn später so wichtige Gattung wie das Oratorium lernte er hier erst kennen. Was geschah beim Eintauchen in die Welt einer fremden Konfession?