Die Arbeit untersucht die grundlegenden Veränderungen des Gattungsverständnisses und des Erzählverfahrens in Goethes Romanen ‚Die Wahlverwandtschaften‘ (1809) und ‚Wilhelm Meisters Wanderjahre oder Die Entsagenden‘ (1821/29).
Ziel der Studie ist es, die Öffnung der Romanform zum novellistischen Erzählen in den ‚Wanderjahren‘ (Textpartien und Erzählverfahren) und die dieser vorangehende Erweiterung einer Novelle zum Roman in den ‚Wahlverwandtschaften‘ zu begründen, indem sie das Zusammenwirken von Novellistischem und Romanhaftem für das jeweilige Erzählverfahren systematisch bestimmt und seine gattungsgeschichtlichen und gattungstheoretischen Implikationen sozialhistorisch und funktionsgeschichtlich fundiert. Die leitende Fragestellung zielt somit auf das Verhältnis von novellistischen und romanhaften Erzählverfahren in Goethes beiden späten Romanen und leistet über seine Analyse einen historischen und systematischen Beitrag zur Gattungsgeschichte des Romans.