Zu den Charakteristika philosophischer Spiritualität in der Spätantike gehört das besondere Interesse sowohl für Hierarchien als auch für Rituale. Dazu zählen einerseits sich stetig vervielfachende Stufen einer metaphysischen Ontologie, die zugleich als Hierarchie göttlicher oder auch dämonischer Wesen gefasst wird, andererseits nicht nur die Diskussion über Kultpraktiken, sondern auch deren intensivierte Ausübung. Vorstellungen eines stufenweisen Ab- und Aufstiegs der Seele sowie der Begegnung mit den unterschiedlichen Klassen höherer Wesen im Rahmen theurgischer Rituale verbinden diese beiden Aspekte; so kann sich schließlich der Gedanke entwickeln, der vollkommene Philosoph sei der vollkommene Theurg.
Der vorliegende Band nimmt derartige Phänomene anhand der Chaldaeischen Orakel, des Hermetismus, der Gnosis sowie mittel- und neuplatonischer Autoren in den Blick und nimmt dabei auch Bezug auf christliche Perspektiven aus der Antike und der frühen Neuzeit sowie auf den soziokulturellen Hintergrund.