Der Sangspruch ist ein faszinierendes literarisches Phänomen des Mittelalters, das über Jahrhunderte fortbesteht und dabei recht unterschiedliche Formen entwickelt. Marie Ann Fleischmann beleuchtet insbesondere die Dichtung kleinerer Vertreter der Gattung im 13. und 14. Jahrhundert. Obwohl deren Überlieferungsdichte im Vergleich zu großen Vorgängern und Zeitgenossen wie Walther von der Vogelweide oder Konrad von Würzburg gering ausfallen mag, sind ihre Werke für die Bewertung der Entwicklung der gesamten späten Gattung von großer Bedeutung.

Eine Analyse von rund 340 Sprüchen stellt bestehende Thesen zur späten Sangspruchdichtung auf den Prüfstand und eröffnet einen interessanten Einblick in die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der Gattung. Die Studie basiert auf einer eigenen Textbasis, die aus einer sorgfältigen Sichtung der Handschriften und einer kritischen Auseinandersetzung mit den vorhandenen Editionen entstanden ist.