Angefangen mit der Realisierung einer Reihe von „Arbeiterfilmen“ Anfang der 1970er Jahre und der anschließenden Entwicklung eines persönlichen poetischen Stils, der den Schwerpunkt auf kollaborative Praktiken und den wiederherstellenden Umgang mit Kultur, Abgenutztem und Artefakten legt, hat Ingo Kratischs vielschichtige künstlerische Praxis wichtige Trends in der zeitgenössischen Kunst vorausschauend antizipiert: Reparatur und Wiederverwendung, Bildung von Stadt-/Landgemeinschaften und unterschiedliche dokumentarische Arbeiten aus der Ich-Perspektive im Lo-Fi-Stil. Dabei arbeitete Kratisch mit bedeutenden Filmemacher*innen, Künstler*innen und Schriftsteller*innen zusammen, darunter Harun Farocki, und beeinflusste auf stille Weise die Filme und Karrieren anderer, während er seinen eigenen Weg außerhalb des Lichts des Projektors beschritt.
Dieser Band stellt Kratischs Werk einer neuen Generation von Leser*innen vor, die sich seines Einflusses oder seiner schöpferischen ästhetischen Prinzipien möglicherweise nicht bewusst sind. Seine Arbeit, Handlungen der radikalen Reparatur und Rekonstruktion, sind Modelle für eine nachhaltige, unabhängige künstlerische Produktion.