Die DDR lag im Windschatten der großen Ereignisse
des Jahres 1968. Die westliche Welt wurde
durch Jugendrevolten erschüttert, die eine
nachhaltige Kulturrevolution einläuteten. In der
Tschechoslowakei marschierten sowjetische Truppen
ein und zerschlugen das als „Prager Frühling“
bekannt gewordene Experiment, das einen reformierten
Sozialismus „mit menschlichem Antlitz“
schaffen wollte. In der DDR blieb es in diesem
geschichtsträchtigen Jahr ruhig, es kam weder zu
studentischen Unruhen noch zu schweren politischen
Konflikten. Dafür prägten Diskussionen um
eine neue Verfassung, die Sprengung von Kirchen,
Sporterfolge, Mauertote, Solidaritätskampagnen,
staatliche Maßnahmen zur Suizidprävention, eine
Rentenreform, das neue Strafrecht sowie Aufsehen
erregende Modelle der Jugendmode das Leben im
SED-Staat. Die Revolte fand nicht statt, den „heißen
Sommer“ gab es nur auf der Kinoleinwand.