Rose Ausländer bearbeitete ihre Gedichte in einer Vielzahl an Entwürfen, teils mit langen Schreibpausen, teils über Jahrzehnte hinweg in changierenden Schreibumgebungen. So entstanden mitunter stark modifizierte Fassungen, deren dynamische Relationen und materialitätsbezogene Aspekte bislang kaum Berücksichtigung fanden. Aus ihrem über 20.000 Blatt umfassenden Nachlass, der einige bis heute unveröffentlichte Konvolute enthält, präsentiert Annkathrin Sonder der Öffentlichkeit 64 bislang noch unbekannte Gedichte nun erstmals in einer textgenetischen Edition.

Sonder stellt poetische Transformationen, Zäsuren und Neuentwicklungen editorisch wie interpretatorisch heraus, ordnet die auf Rose Ausländers Schreiben einwirkenden politischen und persönlichen Faktoren literaturhistorisch ein und stellt deren Konsequenzen für die Publikations- und Schreibbedingungen dar. Diese Analyse des Schreibprozesses eröffnet neue transdisziplinäre Perspektiven auf das Werk Rose Ausländers.