Hundert Jahre nach Erscheinen des Buchs ‚Italienische Umgangssprache‘ des seiner Zeit weit voraus denkenden, universal gebildeten Philologen Leo Spitzer versammelt der vorliegende Band deutsch- und italienischsprachige Beiträge, die Spitzers Studie im Kontext seines Gesamtwerks, der zeitgenössischen Sprachforschung und nachfolgender Entwicklungen würdigen. Spitzers ‚Umgangssprache‘ nimmt einen bis dato unbeachteten Gegenstand in den Blick: die gesprochene Sprache in ihren sozialen und praktischen Gebrauchskontexten, deren systematische Erforschung erst 40 Jahre später nach Erfindung des Tonbandgeräts beginnen wird.
Als bilinguale Sammlung bezeugt der vorliegende Band Spitzers weder auf Einzelphilologien beschränktes, noch Literatur- und Sprachwissenschaft trennendes geistiges „Freibeutertum“, das ihn, der als Jude vor den Nazis fliehen musste, zwar institutionell zum Außenseiter, wissenschaftlich hingegen zum Pionier aktueller Sprachforschung macht.