Rudolf Kassner, der wohl bedeutendste europäische Kunstphilosoph der ersten Jahrhunderthälfte, war als Mensch und Autor für Rainer Maria Rilke von unvergleichlich starker Anziehungskraft. Er war der Wesentlichste unter seinen wenigen Männer-Freunden. Die hier erstmals im Zusammenhang veröffentlichten Briefe sind Zeugnis der langen Freundschaft, die von Ende 1907 bis zu Rilkes Tod währte.
Die nur lückenhaft überlieferte Korrespondenz wurde sporadisch geführt, da beide füreinander keine dauernden Schreibpartner waren. Ihre Freundschaft lebte aus dem persönlichen Gespräch – das Kassner nach Rilkes Tod indirekt fortzusetzen versuchte, indem er aus seinen Beobachtungen und Erinnerungssplittern Fragmente einer kritischen Biographie entwickelte.
Klaus E. Bohnenkamp rekonstruiert die Beziehung zwischen Rilke und Kassner, indem er weitverstreute lebens- und werkgeschichtliche Zeugnisse, Briefe und Verlautbarungen an Dritte und von Dritten in die Edition des Briefwechsels einbezieht. Dabei entsteht das unverfälschte Bild einer Freundschaft, die für Rilke in einem bestimmten Abschnitt seines Lebens zum prägenden Ereignis wurde.