Ein junger Pariser muß erleben, daß die Geliebte durch seine Liebe allein nicht zu halten ist. Als er sie eines Nachts in den Armen eines feisten Freiers wiedersieht, sieht er rot. Er sinnt auf Rache an ihr und den Verhältnissen, die ihn zum Verlierer machen. Bald darauf gerät Paris in Panik: Die Pest greift um sich, und die Menschen sterben wie die Fliegen. Inmitten der nun hermetisch abgeriegelten Hauptstadt wird die Bevölkerung sich selbst überlassen, und in der anarchischen Situation des Kampfs ums nackte Überleben spitzen sich die politischen Gegensätze und Konflikte zwischen den Ethnien radikal zu. Schon wird, wer Krankheitssymptome aufweist, auf der Stelle erschossen. Um dem sicheren Tod zu entgehen, werden fieberhaft waghalsige Ausbruchspläne erwogen, und mit Unsummen will sich, wer kann, sein Überleben erkaufen, während die Armen krepieren sollen. Die Welt indes schert sich nicht sehr darum, und mit Lyon ist schnell ein zweites Paris gefunden.
Bruno Jasieńskis utopisch-phantastischer Roman von 1928 ist von beklemmender Aktualität: Seine Vision eines Terroranschlags mit bio-logischen oder chemischen Substanzen aus dem Labor ist von der Wirklichkeit bereits eingeholt worden. Sozial Deklassierte, die sich radikalisieren, werden zu einer wachsenden Bedrohung. Die Corona-Pandemie führt die weltweite Verwundbarkeit durch Seuchen vor Augen und stellt Menschlichkeit und Freiheitsrechte in Frage.
Den Antrieb zu Palę Paryż ̇ – »Ich zünde Paris an« – bildete Jasieńskis radikale Ablehnung des Kapitalismus. Als die französische Übersetzung erschien, wurde der neue ›Staatsfeind‹ des Landes verwiesen.