Studentenrevolte 1968: Rudi Dutschke, der charismatische Anführer des SDS, reist in Begleitung
des Exil-Iraners Bahman Nirumand mit einer Bombe im Fluggepäck von Berlin nach Frankfurt.
Von dort geht es mit dem Bombenkoffer weiter ins Saarland, wo Dutschke am Ende seiner Mission
vom Liedermacher Franz Josef Degenhardt an einem Anschlag auf einen dortigen Rundfunkmast
des US-amerikanischen Militärrundfunks (AFN) gehindert wird. Diese abenteuerliche Geschichte
geistert seit Jahrzehnten durch die Presse sowie die Geschichtsschreibung zur 68er-Revolte und
dient dabei immer wieder als Beleg für Dutschkes angebliche Gewaltbereitschaft.
Der Clou: Niemand hat je untersucht, ob die Geschichte sich auch wirklich so zugetragen haben
kann. Michael Kuderna ist dem jetzt in akribischen Recherchen nachgegangen und legt – ebenso überzeugend
wie unterhaltsam erzählt – stichhaltige Argumente dafür vor, dass es sich bei der vielzitierten
Story wohl um einen Fake handelt. Er liefert damit zudem ein prägnantes Beispiel für
die Gefahren unkritischer Rezeption und fehlender Quellenkritik – für die Medien wie für die historische
Forschung.