Eine Reihe an psychologischen Studien konnte bereits die Auswirkungen von Stereotypen seitens der Polizei auf polizeiliche Maßnahmen erforschen. Vorschläge zur Verbesserung der komplexen Beziehung zwischen Polizei und Personen mit Migrationshintergrund belaufen sich oft auf eine Erhöhung des Migrationsanteils innerhalb der Polizei. Es mangelt jedoch stark an psychologischer Forschung zu den Folgen, die dies für Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland bedeuten könnte. Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, den Einfluss ethnischer Repräsentativität auf die Bewertung und Wahrnehmung von Personen mit Migrationshintergrund gegenüber der Polizei im Kontext von Stereotypen und dem Stereotype Threat zu analysieren. Um tiefgehende Einblicke in individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen zu gewinnen, wurden Interviews durchgeführt und mithilfe der interpretativen phänomenologischen Analyse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bewertung der Polizei stark von eigenen Stereotypen gegenüber der Polizei abhängt, die vor allem durch Erfahrungen und Medienberichte geformt wurden. In einer Wechselwirkung damit stehen die Erfahrungen mit Stereotypisierung der eigenen Person, die auf polizeiliche Interaktionserwartungen übertragen werden. Die Ergebnisse legen nahe, dass ethnische Repräsentativität als Faktor allein nicht ausreicht, um die Wahrnehmung der Polizei vollständig zu verbessern. Es bedarf einer bewussten Auseinandersetzung mit Stereotypen und gezielten Maßnahmen, um das Vertrauen in die Polizei zu stärken und die Beziehung zwischen Polizei und Gesellschaft zu verbessern. Vorschläge zur Überwindung und zum Umgang mit Stereotypen umfassen interkulturelle Trainings und organisierte Zusammenkünfte zwischen Polizei und Gemeinschaft.