Das Phänomen des Nationalen in der Musik ist ein Thema, das die Musikwissenschaft schon lange begleitet. Gewissheiten über die Evidenz nationaler Musikcharaktere sind dabei längst dem Bewusstsein für die Konstruiertheit derartiger Zuschreibungen gewichen. Von diesem Bewusstsein ausgehend stecken die Beiträge des vorliegenden Bandes einen weiten zeitlichen und geografi schen Rahmen ab: Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, von Süd- und Nordamerika über Europa
bis Ostasien. Sie formulieren Antworten auf die Frage, wie es vor sich geht, wenn Musik mit nationaler Bedeutung
aufgeladen wird. Die Beschränkung auf Instrumentalmusik ermöglicht – durch die Ausklammerung vertonter Texte – die Konzentration auf jene begleitenden verbalen Äußerungen und Deutungsstrategien, die außerhalb der Musik zu finden sind, ihre nationale Verortung aber maßgeblich verantworten.
Über geschichtliche Schlaglichter hinaus ermöglicht die
Auseinandersetzung mit konkreten Szenarien rund um Stilrichtungen, Genres, Künstler:innen, Werke, Institutionen und Musikinstrumente Einblicke in Prozesse der Nationalisierung von Musik, die auch für die Gegenwart aufschlussreich bleiben.