Das Phänomen der Unbestimmtheit literarischer Texte ist Antrieb und zugleich Ergebnis eines jeden Lektüreprozesses. Es spielt im Deutschunterricht oftmals bei handlungs- und produktionsorientierten Unterrichtsverfahren eine wichtige Rolle für Prozesse des literarischen Lernens. In der Literaturtheorie wurde Unbestimmtheit in der Vergangenheit oftmals als „Leerstelle" bezeichnet. Der jüngere Begriff der „Unbestimmtheitserfahrung" hingegen markiert, dass die Wahrnehmung von Unbestimmtheit als Textwirkung auf der Seite des Lesers bzw. Leserin zu verorten ist und von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen kann. Damit sind die Irritationen und Ungewissheiten gemeint, mit denen man während des Leseprozesses ständig konfrontiert ist.
Dieser Band versammelt verschiedene Beiträge, die das Phänomen der Unbestimmtheit im Wechselspiel von Literatur- und Sprachtheorie, Literaturdidaktik und Unterrichtspraxis sowie aus fächerübergreifender Perspektive analysieren und weiterdenken. Die Autorinnen und Autoren konturieren besonders, welche Folgen sich für die Entwicklung und das Verständnis handlungs- und produktionsorientierter Verfahren (nicht nur im Deutschunterricht) ergeben.