Die hier durchgeführte explorative Studie untersucht den Einfluss kontextueller und interindividueller Faktoren auf die strategische Bewertung der Glaubhaftigkeitsmerkmale des 2014 von Volbert und Steller modifizierten Modells der Merkmalsorientierten Inhaltsanalyse. Ziel war es, den diagnostischen Nutzen der modifizierten Merkmale anhand einer breiten Stichprobe zu betrachten und beeinflussende Faktoren zu identifizieren.
Die Studie erfasst kontextuelle Faktoren durch drei situative Rahmengeschichten (beruflich, privat, polizeilich) und interindividuelle Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Lügenfähigkeit und -häufigkeit. Ein Mixed-Methods-Ansatz kombiniert eine quantitative Online-Befragung von Online 319 Teilnehmenden mit drei qualitativen Leitfaden-Interviews. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Kontexteffekt, bedingt durch die Beziehung zum Gegenüber, die Ziele der lügenden Person und das empfundene Situationsrisiko. Zudem wurde ein Einfluss des Bildungsstands und ein Zusammenhang zwischen Lügenhäufigkeit und strategischer Merkmalsbewertung festgestellt. Die hier generierten Erkenntnisse erweitern den Forschungsstand und bieten wertvolle Anhaltspunkte für die praktische Anwendung der Merkmalsorientierten Inhaltsanalyse sowie für zukünftige Forschungsarbeiten in diesem Bereich.