Heimat hat Konjunktur. Nicht nur wird der Begriff der ›Heimat‹ im öffentlichen Diskurs in jüngerer Zeit wieder verstärkt verwendet und teilweise ideologisch aufgeladen. Auch die geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit aktuellen und vergangenen Heimatkonzepten boomt. Für die Geschichtswissenschaft führt die Befassung mit historischen Konzepten von Heimat zwangsläufig zur Hinterfragung der Rolle des eigenen Fachs in vergangenen und gegenwärtigen Heimatdiskursen.
Gerade die Landes- und Regionalgeschichte stand und steht von jeher in engem Bezug zur Idee der Heimat und zu einem
ihrer wichtigsten Medien: der Heimatgeschichte. Die professionelle Landesgeschichte und die überwiegend von Laien getragene Heimatgeschichte blicken auf ein vielfach spannungsreiches, gleichwohl äußerst fruchtbares Wechselverhältnis zurück. Gerade aufgrund der Geschichte des Heimatbegriffs muss eine reflektierte Landesgeschichte es sich zur Aufgabe machen, dieses Verhältnis gezielt und umfassend zu beleuchten.
Der Sammelband nimmt die aktuelle Konjunktur des Heimatbegriffs und die damit verbundenen Herausforderungen zum Anlass, erstmals systematisch die Verbindung der institutionalisierten Landesgeschichte zur Heimatgeschichte multiperspektivisch und regional vergleichend in den Blick zu rücken. Er ergründet die Bedeutung der Landesgeschichte für Heimatdiskurse sowie das Zusammenwirken von Heimatgeschichte und Landesgeschichte bei der Konstruktion von
Heimat vor unterschiedlichen politischen Hintergründen im deutschsprachigen Raum vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Auf diese Weise trägt er dazu bei, eine Basis für das Zusammenwirken einer aufgeklärten Heimatgeschichte und einer modernen Landes- und Regionalgeschichte jenseits ideologischer Vereinnahmungen zu schaffen.