Irene Schlingensiepen hat ein sehr spannendes Buch geschrieben. Es zeigt das Ergebnis ihrer forschenden Suche als Ärztin nach der verlässlichsten Therapie. Aus der Hirnforschung kommend, beobachtete sie zuerst als junge Ärztin die Schulmedizin, später untersuchte sie alternative Therapien. Die besten Ergebnisse fand sie neben Chirurgie und moderner Geburtshilfe in der Homöopathie. Hier beginnt ihre eigentliche Forschung über zwei Jahrzehnte. Dies liegt daran, dass der Prozentsatz der beobachteten guten und dauerhaften Heilungen zunächst niedrig war. Also hat sie weiter erforscht, welche Methoden in der HomÖopathie
besonders verlässlich funktionieren. Die klassische Methode der Repertorisation funktioniert manchmal wunderbar, aber meistens ist sie enttäuschend. Dies liegt daran, dass viele Mittel nicht im Repertorium vertreten sind. Eine Materia-Medica-Suche kann mitunter zu besseren Ergebnissen führen, aber die perfekte Übereinstimmung zwischen Nachschlagewerken und Anamnese gelingt nur in wenigen Fällen. Irene nennt sie Perfect-Match — perfekte Übereinstimmungsfälle.
Als sie eine neue Klassifizierungsmethode einführte, erhöhte dies den Anteil an guten und dauerhaften Heilungen deutlich. Es ist die Elementtheorie, die Klassifikation nach dem Periodensystem. Diese Methode kann aber nur für Arzneimittel aus
Elementen und Salzen verwendet werden, nicht für lebende Kreaturen und auch nicht für unbelebte Dinge wie Edelsteine.
Eine zeitgenössische Entwicklung in der Homöopathie ist die Suche nach der Essenz eines Patienten und seines Heilmittels. Sie hat viele Namen in der Homöopathie. Es geht um das Erfassen der „Grundtäuschung" und um die „vitalen Erfahrungen" des Einzelnen. Es ist der Ansatz, die Essenz, die Persönlichkeit, das Wesen eines Menschen wirklich zu erfassen und zu verstehen. Diese Entwicklung zeigt durchaus positive Ergebnisse. Ein nächster Schritt war es, zu versuchen, die Quelle
selbst in der Anamnese zu finden. Also die Substanz, aus der das Heilmittel hergestellt wurde. Zunächst erscheint es seltsam, dass ein Patient die Quelle seines Mittels in sich selbst wahrnehmen und erfahren kann. Aber genau das wurde in
dieser Arbeit gezeigt: Im Unterbewusstsein des Patienten ist das Wissen um die Quelle vorhanden.
Der Weg in die inneren Bilder ist ein behutsamer, ein heikler Prozess, bis der Patient seine Quelle schließlich selbst ausdrückt. Der Therapeut braucht ebenso Talent wie Erfahrung für die Begleitung. Doch die Belohnung ist großartig. Der Prozess
beginnt, indem wir den Patienten in die eigene Erfahrung führen: Führe den Patienten tatsächlich in seine eigene Erfahrung. Lass ihn in die Wahrnehmung und Assoziationen immer tiefer hineingehen! Wenn all seine inneren Wahrnehmungen ausgedrückt sind, entsteht die Frage, welche belebte oder unbelebte Struktur im Universum genau mit dieser inneren Wahrnehmung korrespondiert. An eben diesem Punkt kann der Patient die Frage beantworten, welches Heilmittel er zur Heilung braucht.
Dieses Phänomen rührt an eine wissenschaftliche und an eine philosophische Frage. Wie kann der Patient das können? Woher kommen die Informationen? Wie ist das Bewusstsein und Unterbewusstsein des Patienten mit der Quelle verbunden?
Man könnte meinen, dass es einfach normales Lexikonwissen ist, wie zum Beispiel, wenn der Patient Löwe braucht. Aber das Wissen über die Quelle ist erstaunlicherweise ebenso vorhanden, wenn der Patient gar keine theoretische Kenntnis von
der Quelle hat. Eine weitere Frage ist: Ist dies allgemein menschlich? Wie weit geht diese innere Ähnlichkeit tatsächlich, die als Simileprinzip in der Homöopathie bekannt ist?
Können Menschen zum Beispiel auch einen blühenden Löwenzahn so deutlich in sich wahrnehmen?

Irene hat über viele Jahre eine großartige Arbeit geleistet. Sie hat es auf eine sehr wissenschaftliche Weise getan und versucht, sich der uns erkennbaren Wahrheit anzunähern. Diese Qualität in ihr ist sehr deutlich ausgeprägt und hat ihr geholfen,
weiterzugehen und alles zu hinterfragen, was ihr dabei begegnete. Das Ergebnis kann nur sehr stark jedem Homöopathen empfohlen werden. Ja, ich möchte es jedem Therapeuten empfehlen.