Mit diesem Band liegt zum ersten Mal eine integrierte Geschichte der Berliner Sozialpsychiatrie von den Anfängen nach dem zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart vor. Reumschüssel-Wienert dokumentiert die Entwicklungen in Ost- und West-Berlin bis zur Wende und anschließend im wiedervereinigten Berlin -- sowohl im klinisch-stationären und ambulanten Bereich der medizinischen Behandlung als auch im außerklinischen Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der frei-gemeinnützigen Versorgung. Dabei ergeben sich überraschende Ergebnisse: Obwohl die Entwicklungen in Ost- und West-Berlin in verschiedenen gesellschaftlichen sozio-ökonomischen Kontexten stattfanden, existierten bis Ende der 1970er Jahre einige Gemeinsamkeiten in der Psychiatrie, die 1990 zusammengeführt wurden.

Ausführlich werden die großen Reformen der Berliner Sozialpsychiatrie in den 1990er und 2000er Jahren dargestellt, in deren Folge fünf psychiatrische Kliniken geschlossen wurden und erstmals ein landesweites Psychiatriebudget für den außerklinischen Bereich implementiert. Enstanden ist ein außerklinisches Netz von Einrichtungen und Diensten, das eine personenzentrierte, regionale Versorgungsverpflichtung und regional-partizipative Steuerungsformen beinhaltet.