Der Begriff der Landschaft ist eng verknüpft mit der Vorstellung einer guten Natur, unberührt von Technik und menschlichen Einflüssen. Dabei ist Landschaft fast immer das genaue Gegenteil: Die Landschaften Mitteleuropas sind vom Menschen gestaltete Umgebungen, die seit Jahrtausenden durch technische Errungenschaften und die Nutzung von Energien geprägt wurden. Landschaften sind somit immer auch Energielandschaften.
Sandra Sieber geht folgenden Fragen nach: Wie konnten die Energiegewinnung und ihre Techniken aus den Vorstellungen von Landschaft ausgeschlossen werden? Weshalb werden kultivierte Landschaften als unberührte Natur angesehen? Und welche Wertungen und Zuschreibungen prägen unser Verhältnis zu Technik und Landschaft bis heute? Sie arbeitet gängige Überzeugungen der vermeintlichen Unverträglichkeit von Landschaft und erneuerbaren Energien heraus und untersucht ihren Ursprung. Auch die Einstellungen jüngerer Planender zu Energielandschaften werden exemplarisch beleuchtet.
Die Autorin kann so kompakt und bildhaft unterschiedliche Deutungen und Wertungen von Landschaft und Technik darstellen, die in der Diskussion um zeitgenössische Energielandschaften bis heute zu Konflikten führen. Sie hält damit ein Plädoyer für eine konstruktiv-gestaltende Energiewende vor Ort, denn es kann keine »schöne« Landschaft auf Kosten anderer geben.