Aufgrund des in der heutigen Zeit vielfach gewünschten Zahnerhaltes, auch im fortgeschrittenen Lebensalter, kommt der postendodontischen Behandlung stark zerstörter Zähne eine besondere Bedeutung zu. Diesbezüglich sind Stiftversorgungen eine etablierte Behandlungsmethode, deren klinischer Erfolg inklusive relevanter Komplikationen auf Stiftebene bereits vielfach untersucht worden ist. Jedoch adressieren nur wenige Studien den behandelten Zahn selbst. Daher wurde in dieser retrospektive Longitudinalstudie die Extraktion des stifttragenden Zahnes als primäres Zielereignis definiert. Auf diese Weise konnte mithilfe einer Überlebenszeitanalyse Erkenntniszuwachs hinsichtlich der Überlebenszeitdauer der behandelten Zähne gewonnen werden. Zusätzlich wurden darauf einflussnehmende Faktoren sowie die Gründe für eine notwendige Extraktion näher untersucht.
Die in die Untersuchung eingehenden Daten stammten von insgesamt 735 Patienten, welche zwischen den Jahren 2004 und 2022 in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Justus-Liebig-Universität Gießen behandelt worden sind. Es wurden insgesamt 1053 Einzelfälle erfasst, welche mithilfe der Kaplan-Meier-Methode analysiert wurden.
Innerhalb des Beobachtungszeitraums von bis zu 18 Jahren mussten insgesamt 245 Zähne (23,3%) extrahiert werden. Die durchschnittliche Überlebenszeit eines stiftversorgten Zahnes lag bei 11,74 Jahren. Die 5-Jahres-Überlebensrate betrug 79,9% und die 10-Jahres-Überlebensrate 58,98%. Im univariaten Vergleich mittels Log-Rank-Test konnten die Faktoren Patientenalter, Werkstoff, Knochenniveau und prothetische Versorgung als statistisch signifikante Einflussfaktoren (p < 0,05) auf die Überlebenszeit detektiert werden. Analog dazu hatten dieselben Faktoren auch im Cox-Modell einen signifikanten Einfluss (p < 0,05) auf die Dauer bis zur Zahnextraktion.
Die Indikation für die Extraktion eines stifttragenden Zahnes lieferte zu 32,24% eine Zahn-/ Wurzelfraktur. Weitere Ursachen waren Sekundärkaries (18,78%), ein apikaler Entzündungsprozess (18,37%), der parodontale Attachmentverlust (16,73) oder Änderungen in der prothetischen Planung (6,53%). In einigen Fällen (7,35%) lag ein anderer oder unbekannter Grund vor. Frakturen traten vor allem innerhalb der ersten fünf Jahre nach Stiftinsertion auf und insbesondere dann, wenn die prothetische Versorgung eine Teleskopprothese war. Dies kann als Hinweis betrachtet werden, stifttragende Zähne als Pfeiler für Teleskopprothesen zu vermeiden.